Friday, 07. May 2010
Am 30. März hatten wir die Westsahara durchquert und standen an der Grenze zu Mauretanien. Der Grenzübertritt spielte sich in etwa so ab:
Grenzposten Marokko: Schranke – Pässe zeigen - Polizei – Pässe zeigen – Stempel – Zoll – Pässe zeigen – Stempel – Eintragung von Hand in sehr große Bücher - Fahrzeugkontrolle – Fahrzeugpapiere zeigen – Ausreisestempel – nächster Posten – Pässe zeigen – Eintragung von Hand in sehr große Bücher – Schranke – Pässe zeigen.
Wir durchquerten das ca. 3km breite Niemandsland, das eher einem Schrottplatz gleicht. Unzählige hier abgestellte Schrottautos zieren den Weg. Die Piste teilt sich in mehrere Fahrspuren auf. Hier heißt es: sich immer links halten, denn abseits der Piste lauern Mienenfelder! Leicht von der Hauptpiste abgekommen, wählten wir eine Fahrspur in direkter Richtung des mauretanischen Grenzpostens und parkten vor dessen Schranke. Niemand war zu sehen – die Grenzbeamten machten nämlich Mittagspause!
Nach einigem Suchen fanden wir sie in einem Innenhof. Am mauretanischen Grenzposten ein ähnliches Spiel wie in Marokko: Pässe zeigen, Stempel und große Bücher. Zusätzlich noch Passavant ausfüllen und Versicherung abschließen. Die selbsterfundenen Gebühren und Geschenkforderungen konnten wir immer mit einem Lächeln und einem Hinweis, dass wir mit sehr kleinem Budget unterwegs sind, umgehen.
Von der Grenze folgten wir den Gleisen der Erzbahn (der angeblich schwerste Zug der Erde!) bis nach Nouadibou.
Im dortigen Internetcafe quälten wir uns mit der schlechten Verbindungsqualität und der abgegriffenen arabischen Tastatur ab. Aufgrund der Sicherheitslage beschlossen wir, Mauretanien zügig zu durchqueren. Wir fanden uns jedoch auf der Küstenstraße gut aufgehoben. Viele Polizeiposten entlang der Route gaben uns ein sicheres Gefühl. In Nouakchott übernachteten wir in der von Franzosen geführten, freundlichen "Auberge Sahara", und fuhren Tags darauf über Pisten zum Senegalriver. Im Nationalpark übernachteten wir am "Diamadamm".
Am 04.04., dem Nationalfeiertag Senegals, überquerten wir die Grenze. Der Grenzübertritt nach Senegal wird oft als einer der schlimmsten in Westafrika bezeichnet. Und wie gehabt – Pässe zeigen – große Bücher – Gebührenforderungen – Stempel und Kontrollen. Die Beamten waren jedoch immer sehr freundlich und hilfsbereit. Fazit: so schlimm war´s gar nicht. Auf der Fahrt zum 50km entfernten "Zebracamping" wurde es jedoch lästig. Mehrere Polizeikontrollen! Dialog:
„Haben Sie ein Warndreieck?“
„Ja.“
„Haben Sie auch ein zweites Warndreieck?“
„Ja.“
„Haben Sie auch zwei Feuerlöscher?“
„Wir haben sogar drei Stück.“
„Ok, dann möchte ich gerne das Fahrzeug kontrollieren.“
„Klaro, kein Problem!“
Nachdem der Beamte nichts gefunden hatte, ließ er uns weiterfahren, nicht aber ohne Frage nach einem Feuerzeug! – „Sorry, kleines Budget!“
Die anderen Kontrollen verliefen ähnlich. Von anderen Reisenden gewarnt („Beim Anhalten – blinken!") passierten wir den berüchtigten Polizeiposten kurz hinter St.-Louis und wurden natürlich rausgewunken. Also extra lange blinken, anhalten und Motor abstellen. Der unfreundliche Polizist kommt an´s Fenster:
„Wieso hast du beim Anhalten nicht geblinkt? Das kostet Strafe!“
Der Einwand, dass ich den Blinker sehr wohl betätigt, der Hebel sogar noch in Blinkrichtung steht, wurde ignoriert.
Also erstmal warten, dann Drohungen und Gezeter. Unsere Papiere wurden einbehalten. Nach einiger Zeit kam der Beamte wieder an unser Fenster und wir versuchten, mit einer Sonnenbrille unser Weiterkommen zu beschleunigen. Der Beamte nahm die Brille, setzte sie auf, grinste, gab uns unsere Papiere samt Sonnenbrille wieder zurück und ließ uns weiterfahren (lag wohl daran, dass die Sonnenbrille ca. -6 Dioptrien hatte).
Auf dem Zebrabar-Campingplatz trafen wir Ralf und Iris, die mit einem Magierus 170D unterwegs sind. Zusammen erkundeten wir in den folgenden Tagen St. Louis und beschlossen, unsere Reise durch Senegal und Gambia miteinander fortzusetzen.